Bei hohen Kursen investiert man nicht
In den letzten Jahren sind die Kurse an der Börse immer weiter nach oben geklettert. Jetzt einzusteigen ist so, als würde man jetzt ein Haus bauen, während der Immobilienmarkt boomt. Entsprechend sind die Renditeaussichten fragwürdig. Es besteht ein sehr hohes Risiko eines Crashes und damit einer massiven Entwertung der Rente. Diese Erfahrung hat man auch mit der Riesterrente machen müssen. Beim Konzept der Aktienrente geht man dabei auch großzügig von 6,5% Netto-Rendite aus, was sehr sportlich ist, wenn nicht sogar Augenwischerei (der Indexfond MSCI World kommt abzüglich Inflationsrate und Kosten auf eine Netto-Rendite von 5,95% … eine Wette gegen den Weltmarkt).
Derivate und Kredithebel für die Rendite
Die Rendite im schwedischen Altersvorsorgefond wird über Kredite gehebelt (leverage). Vereinfacht formuliert: Man nimmt viel Kredit auf, für den man selbst wenige Zinsen zahlen muß, und hofft, es so zu investieren, daß man am Ende mehr Zinsen erhält für die Anlagesumme als man selbst Zinsen zahlen muß. Zusätzlich setzte der AP7 auf Derivate, womit die Aktienquote rechnerisch sogar auf bis zu 150 Prozent gehebelt wurde für deutlich höhere Risiken.
Schweden profitierte von Wechselkurseffekten
Wenn eine Währung auf und die andere abgewertet wird, kann man im günstigsten Fall auch über Wechselkurse profitieren. Aber auch der Zug ist abgefahren und keine Dauerlösung.
Schuldenbremse würgt Rente ab
Im Zuge einer Wirtschaftskrise ist das schwedische System aufgrund einer Schuldenbremse verbunden mit bis zu 3% Rentenabzug.
Massive Kursverluste
In den ersten Jahren nach Eröffnung des Kurses verlor dieser 7 Prozent (2000), 11 Prozent (2001) und 27 % (2002). Wohlgemerkt ein staatlicher Fond zur Altersvorsorge, der da Geld in den Sand gesetzt hat wie dann auch später während der Finanzkrise.
Renteneintrittsalter steigt automatisch
Im schwedischen Modell steigt das Renteneintrittsalter automatisch, da die Rente am jeweiligen Renteneintrittsalter bemessen wird. Weil viele möglichst eine hohe Rente haben möchten, steigt damit der Renteneintrittskorridor für alle. Aber Bürojob ist was anderes als Industriearbeiter oder Bauer.
Wer frühzeitig in Rente geht, hat hohe Abschläge
5 bis 6 Prozent Abschlag für jedes Jahr, welches man früher in Rente geht. Wehe, man hatte einen belastenden Beruf uns muß früher in Rente gehen, sprich vor allem die Menschen mit niedrigem Einkommen werden hier wieder benachteiligt.
Frauen benachteiligt
Da das ganze Erwerbsleben einbezogen wird, führt ein Arbeitsmarkt, der Frauen oft in Teilzeitjobs führt, zu entsprechend hoher Benachteiligung für Frauen.
Probleme werden nicht gelöst
Aktuell wird in Deutschland die Versorgungslücke im Alter immer größer. Die Aufteilung in gesetzliche und private Rente hat neben dem demographischen Wandel das Verhältnis von Beitragszahlern zu Beitragsempfängern dramatisch verschärft. Selbständige, Abgeordnete etc. müssen alle nicht in die gesetzliche Rente einzahlen, damit finden sich hier auch oft sehr einkommensstarke kapitalnahe Dienstleistungen. Die Beitragssätze zur Rente würden dennoch mittelfristig steigen, um auch den steigenden Kosten gerecht werden zu können. Die Aktienrente löst ja nicht das Problem des demographischen Wandels per se.
Mindestens 10 Jahre Übergangsregelung für erste Effekte
Eine Umstellung des Rentensystems geht mit einer langen Übergangszeit einher. Bevor das Konzept greifen würde, gäbe es wohl kaum noch ein Problem mit dem demographischen Wandel, könnte man mutmaßen. Für die Generation der Babyboomer käme der vermeintlich entlastende Effekt zu spät. Mit dem Konzept der Aktienrente würden Stand heute 2021 erst Rentner*innen ab 2045 davon profitieren, da man als Erwerbstätiger erst einige Jahr eingezahlt haben müßte in diesen Aktienfond. Voraussichtlich erst ab 2060 hätten gäbe es die ersten Bezüge, bei denen das volle Erwerbsleben zu Buche schlagen würde.
Übergangskosten sehr hoch
Die 2 Prozent des Bruttogehaltes, die zukünftig nicht mehr in die Gesetzliche Rente, sondern in die private Aktienrente fließen sollen, fehlen während der langen Übergangszeit auf Seiten der Beitragsempfänger*innen und müssen staatlich bezuschußt werden. Im ersten Jahr nach Einführung wird mit Mehrkosten von rund 24 Milliarden Euro gerechnet.
Bevölkerungszahl und -entwicklung in Schweden anders als in Deutschland
In Schweden kam es geburtenstarke Jahrgänge, die Versorgungslücke (Jung und Alt) fällt dort deutlich geringer aus. Auch muß die Rente dort weit weniger Menschen finanzieren als es in Deutschland der Fall wäre. Schweden hat gut 10 Millionen Einwohner*innen, Deutschland über 83 Millionen. Entsprechend groß müßte das Volumen eines solchen Fonds sein … entsprechend groß ist die Fallhöhe.
Moral und Ethik mit Aktien
Spekuliert man mit Lebensmitteln, verdient ein Konzern mit Waffen … wer entscheidet über die gehandelten Wertpapiere? Nur weil es staatlich ist, heißt es nicht, es wäre automatisch moralisch und ethisch bedenkenlos.
Randnotiz: Auch das Modell der Niederlande basiert u.a. auf Spekulationen mit Agrarland in den USA.
Aktienhandel läßt wieder nur Konzerne profitieren
Aktiengesellschaften sind häufig große Konzerne wie Amazon, Apple und Volkswagen. Die Rente dafür zu benutzen, diesen noch weitere Wettbewerbsvorteile einzuräumen gegenüber unsere regionalen Einzelhandel, Handwerk und den kleinen und mittelständischen Unternehmen allgemein, verschärft die Krisen nur.
Damit es nicht heißt, ich würde ja nur Behauptungen in den Raum werfen, hier ein erster Überblick über das schwedische Modell: 2,5 Prozent ihrer Einnahmen müssen die Schweden am Kapitalmarkt in Fonds/Anlagen investieren. Dabei entscheidet sich jeder Zweite für den staatlichen Altersvorsorgefonds „AP7“. Die darin gehandelten Aktien setzen stark auf US-amerikanische und chinesische Technologieunternehmen wie Apple, Amazon und Microsoft. Der Fond (Stand 2020) ist aufgeteilt in
22,6 % Informationstechnik
16,7 % Finanzen und Immobilien
13,8 % Handel und Dienstleistungen
11,8 % Gesundheitswirtschaft
8,5 % Industriegüter und Dienstleistungen
7,2 % Lebensmittel
4,7 % Rohstoffe
14,6 % Sonstiges
Eingeführt wurde der Fond vor knapp 20 Jahren. 2,5 % des Bruttolohns fließen in kapitalmarktbasierte Produkte. Diese Produkte sind prinzipiell frei wählbar, wird nicht gewählt, fließt das Geld in den AP7-Fond als Standardprodukt, was für mehr als die Hälfte der Einzahler gilt.
Abhängig vom Alter des Anlegers werden die Mittel verteilt in einen staatlichen Aktien- und Anleihenfond. Der AP7 legt das Geld dabei zu 100 Prozent in Aktien an (Hochrisiko-Anlagestrategie), bis der Versicherte 55 Jahre alt ist. Erst danach fließt ein stetig wachsender Anteil in festverzinsliche Papiere (Reform von 2010). Zwischen 56 und 75 wird jährlich das Verhältnis der Kapitalanlagen des Versicherten in Richtung des sichereren Rentenfonds aus diesen festverzinslichen Papieren verschoben (Niedrigrisiko-Anlagestrategie).
Die Kosten sind um 0,04 % bis 0,13 % niedriger, weil das System verpflichtend ist und so die Kosten kleiner sind, Renditen zwischen 6 und 9 % werden genannt.
Der schwedische Staatsfond ist über 662 Milliarden Schwedische Kronen schwer (knapp 66 Milliarden Euro).
Die FDP nennt das schwedische Rentenmodell als Maßstab für eine ähnliche kapitalmarktorientierte Rente in Deutschland trotz all dieser Erkenntnisse. 2 % von den 18,6 % Rentenbeitrag sollen in Aktien investiert werden. Die FDP-Bundestagsabgeordneten Johannes Vogel und Christian Dürr begründen ihren Vorstoß damit, daß so auch Menschen mit niedrigem Einkommen am Kapitalmarkt teilhaben könnten mit dieser Aktienrente. Angeblich würde die gesetzliche Säule der Alterssicherung auf diese Weise „langfristig abgesichert und durch die Teilkapitaldeckung gegen demographische Herausforderungen gefestigt“, heißt es weiter in einem Positionspapier der wirtschaftsliberalen FDP-Politiker.
Nennt sich Whataboutism, aber was die FDP angeht: Eigene Beiträge zahlen, wäre schon mal ein Ansatz.
FDP schuldet Rentenkasse 6 Millionen Euro
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Solidarische Rentenkasse
Alle Erwerbstätigen zahlen verpflichtend in eine Rentenkasse ein. Gerade die Einnahmen aus dem kapitalnahen Dienstleistungssektor (Immobilienmakler etc.) fehlen. Während diese sich die gesetzliche Rente sparen und eine Immobilien nach der anderen finanzieren können durch die Ersparnisse, müssen die Empfänger*innen der gesetzlichen Rente den Gürtel auch zukünftig immer enger schnallen.
Deckelung der Rentenzahlung und Pensionen
Die gesetzliche Rente ist für manche auch ein Anlagetipp. Aussicht auf gute Rendite für kleines Geld sozusagen. Wie hoch sollen die Rentenbezüge bzw. Pensionen maximal ausfallen?
Nachhaltig-soziale Wirtschaftsplanung
Rente, die vom Mietwucher und privaten Pflegekonzernen aufgefressen wird, wird nie reichen. Es braucht mehr als nur eine isolierte Betrachtung der Rente selbst.