„Bauen, Bauen, Bauen“ … am Ar*** die Räuber. Die Argumente von CDU, FDP und zahlreichen Immobilien-Spekulanten sind nicht mal aus Sicht des Kapitalismus belastbar:
Leider bauen Privatinvestoren nur nach vorheriger Renditeeinschätzung. Kein Spekulant würde ein Haus bauen, wenn dieses dann leerstehen würde. Das Angebot wird so von allein nie größer als die Nachfrage. Und solange die Nachfrage größer bleibt, werden die Preise unreguliert immer weiter steigen, weil man sich gegenseitig nicht unterbieten muß im Kampf um die Mieter*innen.
Auch wird nach Rendite gebaut, Sozialwohnungen zählen in der Regel nicht dazu.
Loyalität schulden die Vermieter auch ihren Mietern gegenüber. Abzocke über Nebenkostenabrechnung, Verwahrlosung, um dann teure Modernisierungsmaßnahmen als dauerhafte Umlage auf die Miete draufschlagen zu können, dienen nur dem Profit. Vermieter nehmen sich zu oft aus der Verantwortung, wenn niemand hinschaut. Dem gegenüber entfällt bei Sozialwohnungen nach einigen Jahren die Bindung und man fängt wieder von vorn an, hat so einen fortwährenden Flächenfraß.
Auch ist spekulativer Leerstand ein großes Problem und zeigt, daß der Staat die Vermieter auch in die Pflicht nehmen muß, wenn diese Wohneigentum haben.
Die FDP scheint auch nichts davon zu halten, daß Eigentum verpflichtet. Sie wollte Artikel 15 aus dem Grundgesetz streichen.
Spiegel: FDP regt nun die Abschaffung des Vergesellschaftungs-Artikels im Grundgesetz an
Man wollte die Energieeffizienz steigern, so wurde es behauptet. Um das zu schaffen, muß man den Vermietern auch Anreize bieten. Der Anreiz bestand daraus, daß man die Kosten für die Modernisierung auf die Miete draufschlagen darf – nicht nur bis die Kosten gedeckt (amortisiert) sind, sondern auf Dauer. Und jetzt erleben wir, daß mit brandgefährlicher und biozidgetränkter Wärmedämmung haufenweise Sondermüll an Fassaden angebracht wird, nur um Mietwucher zu ermöglichen.
Bezeichnend dafür, daß Soziales nicht gefragt ist, sind auch Fälle wie Finanzamt gegen Vermieter Wolfgang Fischer in Bayern. Er gab für jedes Kind 50 € Mietnachlaß und wurde der Liebhaberei bezichtigt, weil er den Schnitt versaut.
Das zeigt auch, daß seitens des Finanzamtes ein Mieterhöhungsdruck besteht. Wenn durch Effizienzsanierung und Wuchermieten der ortsübliche Schnitt steigt, fallen die Wohnungen, die zu günstig angeboten werden (weil sich deren Preis zum Beispiel nicht geändert hatte) unter den Aspekt der Liebhaberei, Werbungskosten etc. können nicht mehr geltend gemacht werden usw. Der Staat hat einen Automatismus eingebaut, der die Mieten nur nach oben treibt, denn wer nur weniger als 66% der ortsüblichen Mieten verlangt, muß mit Steuernachzahlungen etc. rechnen, wird der angesprochenen Liebhaberei bezichtigt.
Der Staat MUSS sich für seine Bürger einsetzen, gerade bei Lebensnotwendigem haben wir keine Wahlfreiheit, Energie, Essen und ein Dach über dem Kopf laden ein zur Abzocke, vergleiche auch die Preisentwicklung gegenüber Unterhaltungselektronik und ähnlichem.
Was außerdem übersehen wird ist die Landflucht. Die zunehmende Nachfrage in Städten geht einher mit der Vernachlässigung des Landes. Ob schleppender Ausbau des ÖPNV, Arztversorgung, kulturelle Angebote oder Anschluß an Städte. Teilweise ist dort mit großen Leerständen zu kämpfen und einzelne Ortschaften werden aufgegeben.
Man geht vom realen Wert einer Immobilie aus und darf bei einer Enteignung auch unter diesem bleiben. Mietwucher etc. zählt nicht zum realen Wert (sonst vorher einen Mietdeckel einführen). Auch kann man selbst den Wert schwer schätzen, so daß vorher Bausachverständige durch die Immobilie gehen müssen und teilweise mit Bauteilöffnung etc. den aktuellen Status erfassen müssen.
Man vergißt überdies, daß die Mieter durch ihre Miete die Kosten für die Enteignung auffangen.
Ökonomisch noch interessanter: Einsparungen bei der Miete setzen Kaufkraft frei, die auch innerstädtischem Gewerbe zugutekommen wird statt wie aktuell bei den Wohnungsbaugesellschaften und ihren Anlegern zu versickern. Im Zusammenhang mit dem Innenstadtsterben ist es essentiell zu schauen, wo die Kaufkraft hingeht. Wenn nach Miete und Strom nicht mehr viel übrigbleibt, stirbt die Innenstadt aus.
Und dort, wo der Staat die Wohnung finanziert hat, würde auch der Steuerzahler durch günstigere Mieten entlastet werden (Wohngeld, Hartz IV).
Maßnahmen wie Enteignungen tragen dazu bei, daß windige Spekulanten sich vom Immobilienmarkt zurückziehen werden. Vermeintlich würde es bedeuten, daß weniger gebaut würde. Doch es gibt den Markt frei für kleinere Investoren, Menschen, die sich selbst eine Wohnung erwerben möchte, eventuell als Vorsorge im Alter, und vieles mehr. Auch kann so dem Flächenfraß besser begegnet werden und zusammen mit der Stadt können nachhaltige Lösungen auch mit Blick auf die Infrastruktur realisiert werden, die mit dem Wohnraumangebot mitwachsen muß.
Der Staat kann den Garant darstellen für einen fairen Mietspiegel. Es gibt dann immer einen Mitbewerber, der sich am Mieter orientiert, nicht am Profit.
Und durch Fernhalten von Immobilienkonzernen ist zu erwarten, daß damit auch die Baupreise/Handwerkskosten fallen, was wiederum das Bauen fördern kann. Nicht zuletzt mit Blick auf freiwerdende Kaufkraft von Mietern, die sich dann unter Umständen selbst auch eine Wohnung erwerben können.