Im Kompromiß scheint es nur um den Vogelschutz gegangen zu sein. Hauptsache die Anlagen stehen weit genug weg, daß die Vögel ungestört brüten können. Doch wenn das Moor trockenfällt, werden da auch keine Vögel mehr brüten.
Daß das Moor weit über den Vogelschutz hinaus bedeutsam ist möchte ich nachstehend an verschiedenen Darstellungen aufzeigen. Im Landesraumordnungsprogramm zeigt sich, daß die Fläche dort großteils als Vorranggebiet für Torferhalt eingetragen ist, eben weil es eine zusammenhängende Moorfläche ist. Siehe die braunschraffierte Fläche.
Die Grundwasserbilanz im Hohenbökener Moor ist negativ. Etwaige Niederschläge werden dort von dem Moor oben gespeichert, was grundsätzlich gut ist. Doch in Zeiten des Klimawandels kommt zu wenig runter, um auch das Grundwasser aufzufüllen. Gleichzeitig bestehen dort für die Landwirtschaft zahlreiche Entwässerungskanäle etc., die schon jetzt das Moor massiv beeinträchtigt haben. Hier die Übersicht zum Grundwasserkörper vom NLWKN, das war 2016. Zu beachten ist der dunkelrote Flecke über Hude!
Zitat auf meine Anfrage an den OOWV: „Im nördlichen Bereich der Gemeinde Hude liegt aufgrund des Einflusses der Weser eine Grundwasserversalzung vor; das ist richtig. Karten zur Ausdehnung der Grundwasserversalzung finden Sie online auf dem NIBIS Kartenserver des Landesamts für Bergbau, Energie und Geologie (https://nibis.lbeg.de/cardomap3/) unter Themenkarten -> Hydrogeologie“
Zur Erklärung: Fällt der sogenannte hydrostatische Druck (die Wassersäule) auf Landseite, also der Grundwasserspiegel, kommt es im Zuge des Wasserausgleichs zu nachströmendem Wasser aus der angrenzenden Weser über Uferfiltration. Da die Weser jedoch schon nach vorherigen Vertiefungen vermehrt Salzwasser ins Landesinnere führt (Brackwasserzone), versalzt dadurch auch das Grundwasser. Eine weitere Weservertiefung ist derzeit sogar absehbar.
Werden jetzt durch baulichen Maßnahmen etc. weitere Eingriffe vorgenommen, die die Fläche austrocknen, ist davon auszugehen, daß insbesondere mit einer weiteren Weservertiefung die Salzwasserzone sich weiter über Hude hinaus ausdehnen wird und womöglich sogar der obere Grundwasserleiter versalzen wird. Damit würden die tiefwurzelnden Bäume wie Eichen in Hude sterben. Die Fläche dort muß zwingend wiedervernäßt werden, um einen Puffer gegen das vordringende Salzwasser darzustellen. Ein Windpark macht genau das Gegenteil.
Randnotiz: Es ist auch schön, wenn man meint, einige Teilflächen könnten dann ja trotzdem wiedervernäßt werden. Aber bitte woher soll das Wasser kommen, wenn der untere Grundwasserleiter bereits versalzen ist, die Weser Salzwasser führt und durch die Windkraftanlagen, deren Fundamente und Zuwegungen die Wasserhaltung noch deutlich reduziert wird?
Es gibt häufig die Behauptung, es bräuchte ja nur 2% der Fläche für die Windkraftanlagen selbst, das wären ja nur lange Masten. Doch gerade auf moorigem Standort mit Großanlagen von 250 m braucht es tiefgreifende Fundamente. Ebenso werden Zuwegungen geschaffen, die das Moor zerschneiden und den Wasseraustausch in der Fläche weiter beeinträchtigen.
Auf nationale Ebene hat man das zwischenzeitlich auch erkannt und in der Nationalen Moorschutzstrategie festgehalten, Zitat:
„Hindernisse für Wiedervernässungen können neben land- und forstwirtschaftlichen Nutzungen auch Siedlungs- und Verkehrs- und Industrieinfrastrukturen, wie z. B. Windkraft- und Photovoltaikanlagen sein, die auf entwässerten Moorböden installiert wurden. Dies betrifft neben den unmittelbar betroffenen auch angrenzende bzw. benachbarten Flächen. Es ist daher davon auszugehen, dass nur ein Teil der Flächen wiedervernässt werden kann und erhebliche Treibhausgas-Emissionen aus Moorböden auch in Zukunft noch erfolgen werden. Die Errichtung weiterer Bauten und Infrastrukturen auf entwässerten Moorböden soll jedoch vermieden oder moorschutzorientiert ausgeführt werden, um den Weg für einen ambitionierten Klimaschutz nicht noch weiter zu erschweren. Dabei ist es wichtig, Fehlinvestitionen z. B. durch Ausweisung von Bauland auf entwässerten Böden zukünftig zu vermeiden …
Weitere Hindernisse für Wiedervernässungen können Standortveränderungen als Folge der langjährigen entwässerungsbasierten Nutzungen, wie Bodenverdichtungen und stark reduzierte Wasserleitfähigkeit sowie Absenkung der Grundwasserstände im Einzugsbereich der Moore sein. Infolge der Klimakrise können sich die Niederschlagsverhältnisse derart verändern, dass in einigen Gebieten in den Sommermonaten oder sogar ganzjährig nicht genügend Wasser für eine Wiedervernässung zur Verfügung stehen könnte.“
Trockenheit durch das Klima führt dazu, daß Böden an Volumen verlieren, dadurch Häuser absacken, in der Wesermarsch bereits häufig zu sehen. Es ist dann nicht möglich nachzuweisen, ob die Austrocknung nur durch den Klimawandel kommt oder aber der Windpark ursächlich wäre. Nachgewiesen wie hier in der Mittelung vom wissenschaftlichen Dienst vom Bundestag ist, daß Windparks das Mikroklima verändern und zu höherer Trockenheit in Bodennähe führen. Und diese können wir uns vor Ort einfach nicht leisten!
Naturdenkmäler müssen in Flächennutzungspläne nicht eingetragen werden, sondern nur schriftlich festgehalten werden, doch im Süden findet sich das gut 3 Hektar große Naturdenkmal Birkenbruch. Naturdenkmäler gelten als sogenannte weiche Tabuzone und sind im weiteren Planverfahren inklusive angemessenem Abstand zu berücksichtigen. Davon hat nur bisher auch niemand gesprochen. Nachstehend Material vom Kartenserver.
Dort handelt es sich außerdem zum großen Teil um Niedermoorfläche, in einem Teilbereich im Süden sogar um Hochmoor. Der eigentliche Zweck des Landschaftsschutzgebietes war es, daß die Flächen dort u.a. nicht zerschnitten werden darf. Mit den Zuwegungen und Bauten wird sie aber zerschnitten.
Schade, daß manche nur an die Vögel zu denken scheinen. Aber auch die werden sich was anderes suchen, wenn es dort zunehmend austrocknet.
Kein Windpark im Moor! Keine faulen Kompromisse beim Naturschutz!