Atomenergie versprach viel, billig und sauber Strom. Und zahlreiche Lobbyverbände und Politiker*innen versprechen es heute noch. Doch das ist ein großer Trugschluß. Allein die Umweltfolgen werden in die Zukunft verlagert mit dem Atommüll oder Katastrophen wie Kernschmelzen, siehe Tschernobyl und Fukushima.
Es gibt kein Atommüll-Endlager und wird es womöglich nie geben mit Blick auf die Halbwertszeit der radioaktiven Materialien. Faszinierend ist, wie Regierungen einzelner Bundesländer wie das CSU-geführte Bayern die Atomenergie als Technologie für klimafreundlichen Strom erachten, sich jedoch gleichzeitig dagegen sperren, daß auf ihrem Boden ein Atommüll-Endlager gesucht wird. Bisher wird der Müll einfach nur durch die Weltgeschichte gekarrt und in so genannten Zwischenlagern unsicher gelagert.
Atomenergie ist keine Lösung zur Deckung des Energiebedarfs. Allein die damit einhergehenden immensen gesellschaftlichen Kosten in Höhe von bereits über 1 Billionen Euro zeigen, daß hier eine veraltete Technologie hochsubventioniert wird. Dringend benötigte Mittel, die wir für Investitionen unter anderem in Erneuerbare Energien, nachwachsende Rohstoffe und Steigerung der Energieeffizienz bräuchten.
Zumal auch Atomkraftwerke abhängig sind von Brennelementen, Rohstoffen, die nur endlich vorhanden sind auf unserem Planeten. Und gerade mit Blick auf Nationen, die jetzt zahlreiche Atomkraftwerke hochziehen, wird auch hier wieder der Kampf um die Rohstoffe zu erwarten sein, so daß wir hier volkswirtschaftlich gut beraten wären, den Ausbau der Erneuerbaren Energien zu verstärken.
Länder wie Frankreich möchten sich einen ökologischen Anstrich geben, weil Atomkraftwerke geringe Treibhausgasemissionen hätten. So können sie ohne große Investitionen in Nachhaltigkeit ihre Bilanz schönen (die deutsche Regierung hat sich umgekehrt dafür stark gemacht, Erdgas als Brückentechnologie hinzustellen, wohlgemerkt Methan, eines der stärksten Treibhausgase).
Viele der Kraftwerke auch in Nachbarländern sind veraltet und wegen Problemen bereits häufiger in den Medien gewesen. Das im Katastrophenfall freigesetzte radioaktive Material wird ganze Regionen verseuchen.
Atomenergie ist keine Lösung für heute. Allein der Bau eine neuen Reaktors benötigt 15 und teilweise deutlich mehr Jahre. Kraftwerke, die wir heute bauen würden, würden erst für die nächste Generation Energie liefern. Nüchtern betrachtet wäre der einzig vorstellbare Weg der, daß höchstens noch diejenigen Kraftwerke weiterbetrieben werden, die noch den hohen Sicherheitserwartungen entsprechen und nicht bereits durch Probleme aufgefallen sind, bis auch diese in die Jahre gekommen sind und abgeschaltet gehören.
Ziel muß jedoch sein, eine nachhaltige diversifizierte Energieversorgung aufzubauen und auch Aspekte der Energieeinsparung stärker in den Blick zu nehmen. Konzepte wie Sektorkopplung, Sockeltarife bei der Energieversorgung und ähnliches mehr sind hier vielversprechend.
Am 27. Oktober 2021 ging der Atommüll, der im britischen Sellafield aufbereitet wurde, wieder auf die Reise zurück nach Deutschland in das Zwischenlager des Atomkraftwerkes Biblis. Am 3. November gegen 21:30 Uhr rollte der Castor-Transport ohne Beleuchtung in hoher Geschwindigkeit im Dunkeln über die Schienen von Brake über Hude nach Bremen.
Vor Ort waren Polizeikräfte und auch Zivilstreife bzw. ein privater Sicherheitsdienst.
Auch Protestierende und Demonstrant*innen haben kein Interesse an entgleistem Atommüll. Mein Eindruck ist vielmehr, daß der Transport sang- und klanglos möglichst reibungslos ohne viel öffentliche Wahrnehmung geschehen sollte. Ich selbst bin in Hude unterwegs gewesen und kann bestätigen, daß paarweise in zivil gekleidete Kräfte an einzelnen Punkten vor Ort waren, um die Lage zu beobachten.
Statt daß man Konzepte entwickelt, wie die Öffentlichkeit es kritisch begleiten kann, volle Transparenz, gleicht es eher einem Katz und Maus Spiel. Weiter so unter dem Radar bei unliebsamen Themen statt Bürgerbeteiligung.